Die Steiermark ist eines der mineralreichsten und vor allem für den Sammler interessantesten Bundesländer Österreichs. Die Vielfalt an verschiedenen Mineralien reicht dabei von alpinen Kluftmineralien über Erzparagenesen bis hin zu den Hohlraumbildungen vulkanischer Tätigkeit. Schon lange bevor Mineraliensammler nach Klüften und Aufschlüssen suchten und damit immer neue Fundorte erschlossen, war es der Mineralreichtum der vielen Bergbaubetriebe, der die Steiermark über die Grenzen hinaus als mineralreiche Gegend bekannt gemacht hat. Wer kennt nicht die prächtigen Eisenblüten des steirischen Erzberges, die Steinsalzwürfel der heimischen Salzbergbaue oder einfach nur die Zeugen der alten bergmännischen Tätigkeit.
Mesozoikum der Nördlichen Kalkalpen
Im Norden des Landes sind es vor allem die mesozoischen Kalke, die die Hochgebirgsregionen des Dachsteins, des Gesäuses und des Hochschwabs bilden und ebendort gibt es eine Reihe bemerkenswerter Mineralvorkommen. So seien hier die Salzlagerstätten des "Steirischen Salzkammergutes" genannt - allen voran die Lagerstätte von Altaussee. Neben den Salzlagerstätten birgt diese geologische Einheit noch weitere Besonderheiten, wie die Gipslagerstätten von Wienern am Grundlsee und Schildmauer bei Admont, oder die Fluoritvorkommen des Schindlgrabens und des Sulzbachgrabens bei Gams. Seit mehr als 100 Jahren bekannt ist die Fundstelle von Magnesitkristallen im Kaswassergraben bei Großreifling. Auch dieser Fundort gehört dem Steirischen Mesozoikum an.
Kristallin der Niederen Tauern
Südwestlich des Mesozoikums liegt ein riesiger Bereich von kristallinen Schiefern, Gneisen und metamorphen Gesteinsschichten. Geographisch lässt sich dieser Bereich mit den Schladminger Tauern, den Wölzer, den Seckauer und Triebener Tauern gleichsetzen. Vor allem die Schladminger Tauern waren jahrhundertelang das Ziel bergmännischer Tätigkeit. Am herausragendsten sind dabei die ehemaligen Nickel- und Kobaltvererzungen der Zinkwand, die am Vetternspitz, oder die Baue um den Giglachsee. Sie liegen allesamt in hochalpinen Bereichen - weit über 2000 Meter Seehöhe. Bergbau wurde nicht nur im Norden dieses metamorphen Komplexes betrieben, auch an der Südseite in den Wölzer Tauern in der unmittelbaren Umgebung des Ortes Oberzeiring. Nicht nur die Mineralparagenesen der ehemaligen Bergbaue ziehen Mineraliensammler an, sondern auch die Granatvorkommen in der Umgebung der Mörsbachhütte und die alpinen Klüfte mit wunderschönen Rauchquarzen der Triebener und Seckauer Tauern.
Paläozoische Schichten der Grauwackenzone
Die Grauwackenzone war seit jeher die für die Steiermark wirtschaftlich wichtigste geologische Einheit. All der bergbauliche Reichtum, der aus den vielen Eisenbergbauen und später Magnesitbergbauen floss, fand sich in den paläozoischen Schichten der Grauwackenzone. Die Grauwackenzone, genauer nördliche Grauwackenzone ist eine geologische Formation, die quer durch Österreich zieht. Im Ennstal nur als schmales Band zwischen den mesozoischen Schichten der nördlichen Kalkalpen und dem Kristallin der Niederen Tauern eingebettet schwellen die Schichten der Grauwackenzone bis hin zum Semmering im Osten mächtig an. In diesen Schichten gibt es die unterschiedlichsten Lagerstätten und Fundmöglichkeiten. So gibt es eine Reihe von alpinen Kieslagerstätten wie die Walchen bei Öblarn oder die Teichen bei Kalwang. Am bekanntesten sind jedoch die Eisenspatlagerstätten wie der Steirische Erzberg, die Radmer, Gollrad, die Sohlenalpe am Niederalpl, die Eisenbergbaue von Neuberg an der Mürz und von Altenberg oder kleine andere Fundstellen, wie der Ranachgraben bei Mautern oder der Steinbruch Rahm. Daneben gibt es noch eine Reihe von mineralreicher Magnesitvorkommen wie die Sunk bei Trieben, Oberdorf an der Laming oder den Sattlerkogel bei Großveitsch.
Kristallin des Steirischen Randgebirges
Die kristallinen Gesteine des steirischen Randgebirges ziehen sich wie ein Bogen von der Soboth entlang der Grenze zu Kärnten über die Koralm, dann weiter über die Gleinalm und letztendlich über die Fischbacher Alpen bis hin zum Wechsel. Vor allem die Koralm und die benachbarte Packalpe waren seit vielen Jahren das Betätigungsfeld vieler Mineraliensammler. Die hohe Dichte an alpinen Klüften brachte und bringt immer wieder hervorragendes Material an Bergkristallen, Rauchquarzen, Sphenen, Feldspäten und ähnlichen Kluftmineralien zum Vorschein. Die Fundmöglichkeiten in Klüften sind jedoch immer sehr kurzzeitig. Eine einmal entdeckte Kluft ist bald ausgeräumt, sodass die "bekannten" Fundpunkte nur zum Zeitpunkt des Auffindens ergiebig sind. Hervorragende Fundstellen waren die ehemalige Baustelle des Sobothstausees, der Schwemmhäuslsteinbruch bei Deutschlandsberg, der Teigitschgraben, der Herzogberg bei Modriach oder der Steinbruch im Humpelgraben. Neben den rein alpinen Klüften ist dieser Teil des Kristallins immer wieder mit Pegmatitstöcken und Silikatfels durchsetzt. Sie liefern vorallem Turmaline, Granaten, Beryll und Spodumen, wie am Gößnitzrücken, bei der "Kramerkeusche" auf der Pack und auf der Weinebene. Nördlich der Gleinalm vorgelagert liegt der Serpentinkomplex von Kraubath mit dem Steinbruch Preg, dem Steinbruch Gulsen und dem Steinbruch im Lobminggraben, die immer wunderschöne Mineralstufen mit Artinit xx und Magnetit xx lieferten. In den Fischbacher Alpen bis hin zum Wechsel nimmt die Kluftdichte wieder ab - hier sind es wieder die ehemaligen kleinen Bergbaue, die die Sammler anzogen. Fundpunkte sind dabei der ehemalige Bergbau am Prinzenkogel und der Talkumbergbau bei Naintsch.
Paläozoikum von Murau
Das Paläozoikum von Murau ist ein kleiner aus Phylliten, Ton- und Grünschiefern bestehender Gesteinskomplex zwischen Murau und der Grenze nach Kärnten. In mineralogischer Sicht gilt es vorallem die ehemaligen Bergbaue bei Karchau nächst St. Lamprecht und den Bergbau von St. Blasen zu nennen. Im Grenzgebiet zu Kärnten war es vor allem der Bergbau auf der Stangalm, der bereits in der Vergangenheit Stufen mit Wulfenit xx lieferte. Als heute bekannte Fundstelle tritt der Steinbruch Katsch in Erscheinung, hier wurde Markasitxx, Calcitxx, Pyritxx und recht schöne Eisenblüten gefunden.
Grazer Paläozoikum
Das Grazer Paläozoikum ist ein aus Kalken, Dolomiten, Tonschiefern und Grünschiefern bestehender Gesteinskomplex, der sich gleich einem Rechteck nördlich von Graz erstreckt. Die Mineralvorkommen in diesem Komplex sind meistens an Bergbaue gebunden. So wurde im Grazer Bergland an vielen Orten Blei, Zink und Silber abgebaut. Die meisten bereits verfallenen Grubengebäude und die mit bereits einer dicken Humusschicht bewachsenen Halden sind Zeugen einer einst reichen bergmännischen Vergangenheit. Für den Mineraliensammler sind vor allem die ehemaligen Bergbaue von Großstübing, von Guggenbach und Übelbach, von der Burgstaller Höhe und von Arzberg-Haufenreith von Interesse. Der im nördlichen Teil des Grazer Paläozoikums gelegene Magnesit-Bergbau in der Breitenau ist heute noch in Betrieb. Die zahlreichen Kalksteinbrüche, sowie der Bau der zweiten Tunnelröhre des Plabutschautobahntunnels lieferten neben Calciten auch Baryt xx und Zinkblende xx. Zwar nicht unmittelbar zum Grazer Paläozoikum gehörend, weist das Grenzgebiet zwischen Slowenien und der Südsteiermark ebenfalls paläozoische Gesteine auf. Dieses Grenzgebirge beherbergt den Steinbruch von Oberhaag bei Eibiswald und den Steinbruch am Radlpaß, die beide durch ihre Mineralvielfalt immer wieder Sammler anzogen.
Miozäner und Pliozäner Vulkanismus
Die heutige südöstliche Steiermark war vor ca. 2 Millionen Jahren durch starke vulkanische Tätigkeit geprägt. Eine Reihe von Steinbrüchen baut diese Vulkanite zur Schottergewinnung ab und ermöglicht dadurch dem Mineraliensammler immer wieder gute Fundmöglichkeiten. Zu den bekanntesten Fundorten gehören die Steinbrüche bei Weitendorf und bei Klöch.